Knappe Ölreserven, hohe Brennstoffkosten und Umweltverschmutzung – entsprechende Argumente nutzen Kritiker von Ölheizungen allzu gern. Aber nicht alle Vorurteile sind berechtigt. Doch wie zukunftsfähig ist der Brennstoff Heizöl wirklich? Welche Argumente zutreffen, und wo Gas und Pellets im Vergleich besser oder schlechter abschneiden.
Ölheizung – Zukunfts- oder Auslaufmodell?
Heizen mit Öl hat Tradition – so viel ist sicher. Auch heute noch ist der Ölbrenner die am häufigsten vorkommende Wärmequelle. Etwa 6 Millionen Ölheizungen gibt es in Deutschland – das ist etwa ein Drittel aller Haushalte. Doch die Anzahl ölbeheizter Häuser geht zurück. In Neubauten wird die Ölheizung kaum noch verbaut. Neue ölbetriebene Anlagen findet man meist nur in Haushalten, die auch vorher mit Öl heizten, und die Anlage modernisieren. Doch was sind die Gründe, warum der Dinosaurier unter den Heizsystemen so unbeliebt geworden ist? Und welche Argumente stimmen tatsächlich?
Entwicklung der Heizölpreise
Die in der Vergangenheit hohen Kosten von Heizöl sprechen zunächst eher gegen die Ölheizung. In den letzten 15 Jahren sind die Heizölkosten um 50% gestiegen. Kostete der Liter Extraleicht im Jahr 2000 noch 0,80 DM pro Liter, sind es in 2015 bislang durchschnittlich 0,60 Euro (entspricht etwa 1,20 DM). Im Vergleich zu 2012 ist der Heizölpreis jedoch wieder um 28% gesunken. Vor drei Jahren mussten Verbraucher im Schnitt 0,82 Euro pro Liter berappen.
Vergleich der Öl-Brennstoffkosten mit Gas und Heizpellets
Wer mit Pellets heizt, sparte bis September 2014 gegenüber Öl noch bis zu 35% der Heizkosten ein. Im August 2015 ergibt sich ein komplett anderes Bild. Der Vorteil der Pellets gegenüber Öl ist nur noch minimal. So kostet die Kilowattstunde bei Heizpellets aktuell 5,0 Cent (siehe Grafik oben). Heizöl liegt derzeit bei 5,9 Cent pro KwH. Am teuersten ist Gas mit 7,9 Cent. Ein Kostenvorteil von Gas bestand ebenfalls lange Zeit. Bis zu 20% der Heizkosten konnten bis vor einem Jahr im Vergleich mit Öl eingespart werden. Aufgrund der gesunkenen Heizölpreise hat sich die Preisschere zwischen Öl und Gas nicht nur geschlossen. Aktuell liegt der Vorteil sogar auf Seiten der Ölheizung. Ob dies nur eine Momentaufnahme ist oder ein langfristiger Trend, wird die Zukunft zeigen. Quelle für Grafik: energieagentur.nrw.de
Sonstige Argumente
Andere Aspekte wie z.B Anschaffungskosten, Wartungskosten, Effizienz sowie Langlebigkeit sprechen nicht gegen die Ölheizung. Ganz im Gegenteil: in Sachen Langlebigkeit und Effizienz hat der Ölbrenner klar die Nase vorn. Bei den Anschaffungskosten punktet jedoch klar die Gasheizung. Hier besteht ein leichter Kostenvorteil gegenüber Öl. Wer mit Pellets heizt, muss bei einer Neuanschaffung jedoch deutlich mehr zahlen als bei den fossilen Energieträgern. Etwa 15.000 Euro müssen im Schnitt investiert werden. Eine moderne Öl-Brennwertheizung gibt es ab 6.000 Euro, eine entsprechende Gasanlage ist ab etwa 4.000 Euro erhältlich. Bei unveränderten Pelletpreisen amortisiert sich die Investition in eine entsprechende Heizung nach etwa 8-10 Jahren. Steigen die Preise für Pellets weiter an, verlängert sich der Zeitraum entsprechend.
Warum die Kosten für Heizöl in Zukunft moderat bleiben
Auch wenn der Heizölpreis in der Vergangenheit kontinuierlich gestiegen ist, sehen Experten eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine längerfristige Konsolidierung. Mit anderen Worten: die Zeit der steigenden Heizölpreise könnte vorbei sein. Das Preisniveau sollte in den nächsten Jahren aufgrund verschiedener Ursachen auf diesem Level verbleiben.
Die weltweit verfügbare Ölmenge wächst an
Die Erschließung neuer Fördergebiete – insbesondere durch Fracking – vergrößert das verfügbare Angebot auf dem Weltmarkt. Von der Fracking-Methode machen vor allem Länder wie die USA und Kanada Gebrauch. Die USA ist heute der weltweit größte Öl-Exporteur. Auch der Anteil Russlands und Chinas am weltweiten Export wächst.
Die Nachfrage nach Heizöl in den Industrieländern sinkt
Alternative Energien sowie andere Heizsysteme (z.B. Wärmepumpe, Holzpellets, Gas) verdrängen die Ölheizung mehr und mehr. Die Nachfrage nach Heizöl wird in den Industriestaaten absinken. Eine sinkende Nachfrage (insbesondere der USA als bisher größtem Ölverbraucher) drückt wiederum die Preise. Die Heizkosten für Öl sinken in der Folge. Allerdings wird die Nachfrage in Schwellenländern wie z.B. Brasilien, Indien steigen. Somit könnte zumindest der Rohölpreis langfristig wieder anziehen. Letzterer ist einer von vielen bestimmenden Faktoren für den Heizölpreis.
Das einstige Öl-Kartell der OPEC-Staaten ist Geschichte
Die Ölförderung in Nordamerika vergrößert das weltweite Angebot, und lässt die Preise sinken. Die OPEC-Staaten sind seit etwa einem Jahr nicht mehr in der Lage, die Ölpreise zu bestimmen und so wie früher künstlich zu erhöhen. Das Kartell der OPEC-Staaten schwindet mehr und mehr. Um weiterhin Öl zu verkaufen, müssen die einstigen Platzhirsche die Preise senken. Der Ölpreis entsteht nun zunehmend – so wie es eigentlich sein sollte – durch Angebot und Nachfrage. Diese Entwicklung wird sich – so die Meinung vieler Experten – auch in Zukunft fortsetzen. Das billige Öl wirkt sich entsprechend auf den Heizölpreis hierzulande aus.
Sind Alternativen wirklich günstiger?
Ja und nein. Bei den Brennstoffkosten punkten klar die Pellets. Momentan profitieren Besitzer von Pelletheizungen von deutlichen Preisvorteilen gegenüber den fossilen Brennstoffen. Doch Experten warnen. Derzeit ist die Nachfrage nach Pellets noch relativ gering. Doch steigt der Anteil der Pelletheizungen weiterhin so rasant wie bisher, wirkt sich dies negativ auf die Preise aus. In ein paar Jahren werden die Brennstoffkosten ähnlich hoch sein wie die traditioneller Heizsysteme. Tritt diese Entwicklung ein, lohnt sich ein Umstieg von einer Ölheizung auf Pellets langfristig eher nicht.
Sind Pellets wirklich umweltschonender als fossile Energieträger?
Ja und nein. So lange Pellets wirklich aus Resten der Holzverarbeitung hergestellt werden, wird das Ökosystem nicht zusätzlich belastet. Denn es handelt sich um Abfälle die ohnehin entstehen. Doch dies ist nur die halbe Wahrheit. Die Nachfrage in Europa kann schon längst nicht mehr aus Sägerestholz gedeckt werden. Ein Großteil des Materials wird heute importiert. Hierfür müssen extra Wälder abgeholzt werden. Ein Großteil der Importe stammt aus den Wäldern aus den südlichen Bundesstaaten der USA. Natürlich handelt es sich bei Holz um einen nachwachsenden Rohstoff. Dies gilt jedoch nur so lange, wie Verbrauch und Nachwachsen im Einklang stehen. In Sachen Umweltverträglichkeit geben sich fossile Energieträger und die Heizpellets somit nichts.
Die Kombination mit erneuerbaren Energien
Alle gängigen Heizsysteme können mit erneuerbaren Energien wie z.B. Solarthermie kombiniert werden. Das Ziel ist hiermit Brennstoffkosten zu sparen, und die Umwelt zu schonen. Der Zusammenschluss von Öl- und Gasheizungen mit einer Solarthermieanlage ist in Deutschland bereits stark verbreitet. Die Möglichkeit der Kombination aus Pellets und einer Solaranlage besteht ebenfalls, wurde jedoch aufgrund der hohen Anschaffungskosten sowie der derzeit günstigen Brennstoffkosten bisher eher wenig genutzt.
Wie lange kann Öl noch als Brennstoff genutzt werden?
Dass Öl nur noch 40 Jahre als Brennstoff zur Verfügung steht ist ein Mythos. Die Aussage war nur bis zu dem Zeitpunkt nachvollziehbar, als man Erdöl nur aus leicht zugänglichen Quellen fördern konnte. Neue Methoden wie Fracking erhöhen die förderbaren Mengen deutlich, und damit die Dauer der zukünftigen Verfügbarkeit.
Fazit
Auf dem derzeitigen Niveau der Heizölpreise ist eine Ölheizung absolut wirtschaftlich. Steigt der Preis jedoch wieder deutlich an, haben andere Heizsysteme kostenmäßig wieder die Nase vorn. Da kein neues Öl-Kartell wie die früheren OPEC-Statten in Sicht ist, wird es wahrscheinlich keine künstlich erhöhten Ölpreise mehr geben. Das würde den Brennstoff Heizöl auch zukünftig preislich konkurrenzfähig machen. In Sachen Anschaffungs- und Wartungskosten, Langlebigkeit, Umweltfreundlichkeit sowie Effizienz bei der Verbrennung ist die Ölheizung ohnehin für die Zukunft gerüstet.