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Niedrige Ölpreise – Gründe und positive Auswirkungen

Frau tankt günstig

Preiswert heizen, billig tanken, günstig fliegen – der niedrige Ölpreis bringt viele Vorteile. Doch nicht nur Verbraucher macht er glücklich. Auch die Wirtschaft profitiert, da mehr Geld für Investitionen zur Verfügung steht. Ein kostenloses Konjunkturprogramm sorgt für weniger Arbeitslose, und bringt dem Staat die höchsten Steuereinnahmen seit Bestehen der Bundesrepublik.

Abwärtsspirale des Ölpreises – das sind die Ursachen

Der Fracking-Boom in den USA gilt bei Experten als Auslöser der sinkenden Preise. Seit 2014 fördern US-Produzenten Gas und Öl aus tief liegenden Gesteinsschichten mit beträchtlichem Erfolg. Durch den Anstieg der heimischen Produktion sind die USA nun unabhängiger von den Lieferungen aus dem Ausland und importieren weniger. Ende 2015 hebt die US-Regierung das seit 40 Jahren bestehende Erdölexportverbot zur Stärkung der eigenen Wirtschaft auf. Große Mengen gelangten nun auf den Markt. In der Folge sinkt der Preis für das Barrel Öl. Die OPEC-Länder versuchen ihre Marktposition zu halten und steigern gleichzeitig die Ölfördermenge. Weitere Preiseinbrüche sind unausweichlich. Auch Russland kämpft um seine Einnahmen aus dem Ölgeschäft und steigert ebenfalls die Fördermenge. Billiges Öl überschwemmt den Markt. Binnen weniger Monate sinkt der Preis für die Tonne Rohöl massiv. Unter Fachleuten herrscht Uneinigkeit darüber, ob der Abwärtstrend die Talsohle bereits erreicht hat.

Gut für Verbraucher

Der Verbraucher profitiert inzwischen spürbar von sinkenden Heizölpreisen. Ein durchschnittlicher Haushalt kann im Vergleich mit den Vorjahren je nach getankter Menge eine vierstellige Summe pro Jahr einsparen. Auch an den Tankstellen zeigt sich die Wirkung: der Liter Diesel kostete zwischenzeitlich weniger als einen Euro, und ist damit so niedrig wie zuletzt im Jahre 2004. In den Haushalten wird massiv Kapital frei, welches den Konsum steigert, und damit zum Teil für eine stärkere Binnenkonjunktur verantwortlich ist. Wer kann, lagert jetzt Heizöl in großen Mengen ein, um möglichst nachhaltig vom niedrigen Preisniveau zu profitieren. Gleichzeitig wird der Urlaub in weit entfernten Ländern erschwinglicher, da die Airlines Kerosin billig einkaufen können. Geben die Fluggesellschaften den Preisvorteil an die Flugpassagiere weiter, sinken die Preise für Flugtickets.

Unternehmen und Handel

Nicht nur die Konsumenten sondern auch Industrie und Handel ziehen ihre Vorteile aus der aktuellen Preisentwicklung. Geringere Ausgaben für Energie führen zu einem erhöhten Kapitalertrag aus den Umsätzen. Diese frei werdenden Ressourcen fließen vermehrt in Investitionen. Noch deutlicher sind die Auswirkungen in den Industriebereichen, die Öl und Ölprodukte direkt verarbeiten: so werden beispielsweise Schmierstoffe immer preiswerter, und die Produktionskosten sinken. Die Bundesregierung sieht diese Entwicklung mit Freude, und erwartet eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von 0,5 Prozent. Das entspricht etwa 15 Milliarden Euro, die bei den Haushalten als Folge der niedrigen Energiekosten frei werden.

Auch die Umwelt profitiert

Auch die Umwelt profitiert indirekt. Unternehmen zeigen derzeit wenig Interesse Fracking einzuführen oder auszubauen. Die von weiten Teilen der deutschen Bevölkerung kritisch betrachtete Fördermethode von Öl und Gas aus tiefen Lagen lohnt angesichts der hohen Investitionskosten kaum. Denn die Gewinnerwartungen sind derzeit niedrig. Bevor es zum Preisverfall kam, konnte die Bundesregierung mit zahlreichen Förderungen eine Trendwende zu mehr Klimaschutz bewirken, die sich in Solar- und Windkraftanlagen bemerkbar macht. Diese bereits getätigten Innovationen bleiben in Betrieb. Auch langfristig werden sich Hausbesitzer und Investoren fragen, ob der derzeit niedrige Heizölpreis Grund genug ist, auf fossile Energieträger zu setzen. Auf längere Sicht nicht mehr Gewinn versprechen.

Positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenzahlen gelten als aussagekräftiger Indikator für die Wirtschaftslage eines Landes. Bedingt durch saisonale Abweichung kommt es zu wiederkehrenden Schwankungen bei den Erwerbslosenzahlen. Im Winter ist infolge der anhaltenden Schlechtwetterperiode ein Rückgang der Auftragslage im Baugewerbe zu verzeichnen. Arbeitskräfte werden freigesetzt. Aufgrund langjähriger Erfahrung ist der Anteil der Beschäftigungssuchenden aus dem Baugewerbe bekannt und ein kalkulierbarer Faktor. In der Wintersaison 2015/2016 blieb die Zahl der Arbeitsuchenden jedoch hinter den Vorjahreszahlen zurück. Dass die sinkenden Preise am Ölmarkt zumindest eine begünstigende Wirkung zeigen, ist sicher.

Höhere Gewinne für Aktionäre?

Viele Unternehmen profitieren nicht direkt von den niedrigen Ölpreisen, was somit auch keine Auswirkung auf den Aktienkurs hat. Doch wer auf die richtigen Aktien setzt, darf sich über Kursgewinne freuen. Denn viele Betriebe steigern ihre Gewinne aufgrund der niedrigeren Kosten für Kraftstoffe. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Kraftstoffkosten einen großen Teil der Betriebskosten ausmachen. Profitierende Branchen sind z.B. Fluggesellschaften, Reedereien, sowie auch die Automobilindustrie. Auch viele Chemiekonzerne gehören zu den Gewinnern. Gesunkene Einkaufspreise für Rohstoffe – hierzu gehört auch Öl – führen zu preiswerten Endprodukten und damit zu einem höheren Absatz. Höhere Gewinne treiben wiederum den Aktienkurs an.

Fazit

Der niedrige Preis beim Rohöl ist punktuell vorteilhaft. Haushalte können erhebliche Summen sparen, die Wirtschaft prosperiert und einige Staaten erwarten erhöhte Steuereinnahmen. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch die Gaspreise am Weltmarkt deutlich gesunken sind. Diese Entwicklung kommt beim Verbraucher jedoch nicht an. Die Versorger geben die niedrigen Ausgaben für den Gaseinkauf bisher nicht an die Haushalte weiter und argumentieren mit langfristigen Verträgen oder einer Ölpreisbindung, die so nicht mehr existiert. Trotzdem gehen von den geringen Energiekosten beim Öl positive Signale für die Wirtschaft Deutschlands aus.

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