Schlechte Nachrichten für alle Stromkunden: Bereits zum Jahreswechsel hatten gleich mehrere Stromanbieter die Preise angehoben. Schuld daran: eine höhere EEG-Umlage. Zudem berechnen einige Netzbetreiber in diesem Jahr höhere Nutzungsentgelte. Die gute Nachricht: nicht alle Energiepreise steigen. Was Verbraucher im weiteren Verlauf von 2017 erwartet.
Strom
Was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mag, macht sich im monatlichen Budget einer Familie deutlich bemerkbar. Bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh entstehen einem Durchschnittshaushalt in diesem Jahr Mehrkosten von durchschnittlich 50 Euro pro Jahr. Für diese zusätzliche Belastung ist unter dem Strich der wachsende Anteil der erneuerbaren Energien verantwortlich. Hier ist in erster Linie die Produktion der Offshore-Windparks im Zusammenspiel mit fehlenden Transporttrassen zu nennen. Die großen Mengen an Windenergie können demnach nicht in die vorbestimmten Regionen geleitet werden. Das Resultat: Die Betreiber erhalten trotzdem eine Entschädigung, welche die Verbraucher mit der EEG-Umlage finanzieren. Diese wurde zu Jahresbeginn von 6,35 auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Die Versorgung muss mit Strom anderer Erzeuger gewährleistet werden. Im Schnitt werden für 2017 Preissteigerungen in Höhe von 4-5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwartet.
Höhere Netzentgelte als Preistreiber
Als weiterer Kostentreiber schlagen die Netzentgelte zu Buche. Hier wurde ein durchschnittlicher Aufschlag von 9 Prozent verzeichnet. Die Verteilung ist jedoch regional sehr unterschiedlich. In Mecklenburg-Vorpommern wurden mit 21 Prozent, in Brandenburg 20 Prozent und in Schleswig-Holstein 18 Prozent Verteuerung Spitzenwerte verzeichnet. Günstigere Beschaffungskosten für Strom konnten diese Erhöhungen nicht ausgleichen. Hintergrund ist der enorme Investitionsbedarf, um das Stromnetz entsprechend den wachsenden Anforderungen auszubauen.
Gas
Im Gegenzug können sich Gaskunden über sinkende Einkaufspreise freuen: Um ganze 30 Prozent reduzierten sich die Beschaffungskosten allein im Zeitraum zwischen dem ersten Halbjahr 2015 und 2016. Bei einem Verbrauch von 20.000 kWh pro Jahr mussten demnach 94 Euro weniger für den Einkauf bezahlt werden. Allerdings kommen die Vorteile nur zum Teil beim Verbraucher an. Auch hier gibt es erhebliche regionale Unterschiede in Höhe von bis zu zehn Prozent. Für den weiteren Jahresverlauf werden Preissenkungen in Höhe von durchschnittlich 6,5 Prozent erwartet. Etwa 350 Anbieter wollen ihre Preise senken. Verbraucher sollten die Entwicklung beobachten, und ggfls. einen Wechsel des Anbieters in Erwägung ziehen. Abhängig von der Vertragslaufzeit sowie der vereinbarten Preisgarantie lassen mit einer Vertragsumstellung enorme Einsparungen bei den Haushaltskosten realisieren.
Heizöl
Nach einem volatilen Jahr 2016 mit kräftigen Preissprüngen kündigt sich für Heizölkunden eine ruhigere Zeit an. Die OPEC hatte Ende des letzten Jahres mit der lang ersehnten Einigung auf eine Drosselung der Förderquoten für Aufsehen gesorgt, und den Ölpreis moderat nach oben getrieben. So wird ein Durchschnittspreis zwischen 52 und 55 US-Dollar je Barrel für die Sorte Brent erwartet. Mögliche Ausreißer auf Grund von Einzelereignissen sind jedoch immer möglich.
Seitwärtsentwicklung beim Ölpreis
Für das Jahr 2017 werden gleichbleibende bis leicht fallende Ölpreisen erwartet. Die künstliche Verknappung der Ölmenge durch die OPEC ist bereits eingepreist. Aktuell ist jedoch noch gar nicht klar, ob und wie konsequent sich die OPEC-Länder an die getroffenen Regelungen halten werden. So drosselte Saudi-Arabien zwar seine Förderquote Anfang des Jahres, hatte diese aber zuvor auf ein Rekordniveau hochgefahren. Darüber hinaus wurde u.a. der Iran generell von den Beschlüssen ausgenommen, da die dortige Ölförderungen nach den langen Jahren der Sanktionen erst wieder ausgebaut werden soll. Für Heizöl wird in diesem Jahr ein Preiskorridor zwischen 55 und 65 Cent je Liter erwartet. Kurzfristige Rücksetzer empfehlen sich zum günstigen Einkauf. Denn die langfristigen Notierungen lassen zumindest theoretisch einen Anstieg auf über 65 Cent pro Liter möglich erscheinen. Ein Kostentreiber könnte der im Vergleich zum Euro starke US-Dollar werden, welcher die deutschen Importe von Öl verteuern könnte. Sollten die Heizölpreise unter die Marke von 55 Cent je Liter fallen, kann dies als klares Kaufsignal gewertet werden.
Benzin und Diesel
Eines steht fest: So günstig wie in 2016 wird es nicht mehr. Die gute Nachricht: große Sprünge nach oben gibt es in diesem Jahr wahrscheinlich auch nicht. Analog zum Heizölpreis bestimmt der globale Öl-Markt maßgeblich das Geschehen an den Tankstellen. Eine drastische Veränderung der Benzinpreise ist demnach nicht zu erwarten. Die größte Verteuerung in diesem Jahr haben Verbraucher nach Ansicht von Experten bereits hinter sich. Schon im Dezember und Januar zogen die Spritpreise deutlich an. Super kostet aktuell zwischen 1,33 und 1,45 Euro pro Liter, E10 zwischen 1,28 und 1,42 Euro. Für Diesel müssen Verbraucher derzeit zwischen 1,13 und 1,25 Euro je Liter berappen.
Mehr Wettbewerb an den Tankstellen
Normale Preisschwankungen sind immer möglich, wobei hier in erster Linie die Ausschläge nach oben an den Verbraucher weitergegeben werden. Sinkt der Ölpreis, verzögert sich die Auswirkung auf die Preise an der Tankstelle teilweise erheblich. Die größten Preisausschläge sind ohnehin in Abhängigkeit vom Wochentag sowie der Uhrzeit zu verzeichnen. Insbesondere am Morgen, gegen Mittag und am späten Abend steigen die Preise derzeit regelmäßig an, um zwischenzeitlich wieder deutlich zu fallen. Die Tendenz höherer Preisunterschiede einzelner Tankstellen wird sich auch in 2017 weiter fortsetzen, ebenso wie die Häufigkeit der Preisänderungen an einem Tag. Ein Zeichen für mehr Wettbewerb und weniger Preisabsprachen der Mineralölkonzerne.
Fernwärme
Sehr konstant entwickelt sich der Preis für Fernwärme – zumindest im Durchschnitt. Denn auch hier sind regionale Unterschiede von Bedeutung. Die Ursache liegt in der Monopolstellung der jeweiligen Anbieter. Ein Wechsel, wie beispielsweise beim Gasanbieter, ist bei Fernwärme schlichtweg nicht möglich. Auch die hohe Volatilität, die vor allem den Rohstoff Öl kennzeichnet, schlägt nicht so stark auf die Fernwärme-Preise durch. Zumal die Preisbindung in der Regel mindestens ein Jahr umfasst. Die Analyse der Preisentwicklung zeigt eine ähnliche Kurve wie beim Gaspreis, nur auf einem etwas höheren Niveau. In den letzten Jahren konnten auch bei der Fernwärme sinkende Preise verzeichnet werden, was nicht zuletzt der starken Orientierung am Ölpreis geschuldet ist. So dürfte 2017 wieder ein sparsames Jahr für Fernwärme-Nutzer werden. Drastische Änderungen sind nicht abzusehen.
Holzpellets
Ein relativ kalter Januar sorgte im Februar für eine kurzfristige Preissteigerung bei Holzpellets von knapp fünf Prozent. So kostete die Tonne im deutschlandweiten Durchschnitt rund 253,40 Euro. Das bedeutet eine Preissteigerung von 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Hier spielen Angebot und Nachfrage eine entscheidende Rolle. Einerseits hat die kalte Witterung für einen höheren Verbrauch gesorgt, andererseits wird im Winter naturgemäß weniger Holz eingeschnitten. Erfahrungsgemäß wird der Preis für Holzpellets also im Verlauf der nächsten Monate sinken, wobei regional deutliche Unterschiede zu verzeichnen sind. Kostet aktuell die Tonne im Süden Deutschlands 256,27 Euro, müssen im Norden nur 246,36 Euro bezahlt werden. Das gilt jeweils bei einer Liefermenge von sechs Tonnen. Generell hat sich jedoch das Preisniveau bei Holzpellets in den letzten Jahren kaum verändert. Es bewegt sich schon seit 2011 um die 5 Cent je Kilowattstunde. Für Verbraucher heißt das, bevorzugt die günstigen Sommermonate zum Einkauf auszunutzen.
Gesamtentwicklung
Alles in allem zeichnet sich für das laufende Jahr eine ruhige Preisentwicklung für die verschiedenen Energieträger ab. Die meisten Strompreiserhöhungen wurden bereits zum Jahreswechsel realisiert, da zu diesem Zeitpunkt die neue EEG-Umlage gültig wurde. Gas und Fernwärme dürften günstiger werden. Es stellt sich hier nur die Frage, inwieweit die Anbieter die Vorteile weitergeben. Der Ölpreis ist zwar generell zu beobachten, allerdings erwarten die Rohstoffexperten einen relativ stabilen Preiskanal für die kommenden Monate. Einerseits spricht das Überangebot dafür, andererseits fehlt die kräftige Nachfrage aus der Wirtschaft. Bei Holzpellets gehen Verbraucher ohnehin auf Nummer sicher. Trotz der regionalen Unterschiede sind hier schon seit Jahren stabile Preise zu verzeichnen.