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Stabilisiert sich der Heizölpreis 2016 auf höherem Niveau?

Frau tankt günstig

Brexit-Angst oder Überangebot an Rohöl – was bestimmt die Heizölpreise? Seit Anfang Mai rückt der Ölpreis wieder einmal verstärkt in den Mittelpunkt. In den letzten Wochen war ein stetiger Anstieg zu beobachten. Von rund 45 Euro pro 100 Liter stiegen sie auf nun mehr als 51 Euro. Aktuell unterliegt der Preis nur leichten Schwankungen in einer Seitwärtsbewegung. Aber was erwartet Verbraucher in der nächsten Zeit?

 

Weiterhin gute Zeiten für Ölheizer?

Seit Jahresbeginn 2015 können sich Ölheizer über einen drastischen Preisverfall freuen. Die Heizkosten sind insgesamt deutlich gesunken. Nach einem absoluten Tiefpunkt Anfang 2016, als Heizöl für 100 Liter die 35 Euro-Marke kratzte, ging es nun wieder nach oben – mit einigen Rücksetzern. Der letzte Tiefpunkt wurde am 10. Mai markiert, als der Heizölpreis bei 45 Euro für 100 Liter nach einer kurzen Abwärtsbewegung erneut eine Trendwende hinlegte. Seitdem stieg das Preisniveau an, befindet sich nun aber in einer Seitwärtsbewegung.

Ursachen der Preisentwicklung

Nicht nur für Heizölverbraucher ist es demnach interessant, einen genauen Blick auf die treibenden Aspekte für diese Entwicklung zu werfen. Wo liegen die Ursachen, und welche Perspektiven lassen sich daraus ableiten? Kaum ein Markt ist aktuell mehr in der Diskussion, wie der für Rohöl.

Einige Staatshaushalte sind vom Ölexport abhängig

Der enorme Preisverfall in den letzten Jahren brachte nicht nur die Ölproduzenten unter Druck, sondern ganze Staatshaushalte, wie an den Beispielen von Saudi-Arabien oder auch Norwegen und Russland zu sehen ist. Diese Volkswirtschaften hängen extrem vom Ölexport ab. Sobald die Einnahmen einbrechen, fehlen wichtige Mittel zur Finanzierung der Staatsausgaben. Schon aus diesem Grund kann die aktuelle Preisentwicklung nicht im Interesse der ölexportierenden Länder sein. Trotzdem konnten sie ihren enormen Einfluss nicht geltend machen. Welche Faktoren spielen hier also die entscheidende Rolle?

Der Kampf um Marktanteile – koste es, was es wolle

Neben der allgemein relativ schwachen Nachfrage aus der Wirtschaft spielten die Ölproduzenten selbst eine fatale Rolle, was den Rohölpreis kräftig drückte. US-Fracking-Industrie vs. Saudi-Arabien lautete die erste Ansetzung in dieser Partie. Fracking lohnt sich erst ab einem bestimmten Preisniveau – je nach Förderkosten etwa zwischen 60 und 80 US-Dollar pro Barrel. Bei Saudi-Arabien – dem ehemaligen Öl-Exporteur Nummer Eins – liegt die Schmerzgrenze deutlich niedriger, was auf die günstigeren Förderkosten zurück zu führen ist. Der Kampf um den Ölpreis forderte in den USA bereits erste Opfer, da viele Förderanlagen geschlossen werden mussten. Gleichzeitig trifft Saudi-Arabien weitere Konkurrenten, nämlich Russland und im Optimalfall den Iran. Dieser wiederum kommt nach Ende der Sanktionen sukzessive an den Ölmarkt zurück, und hat auch prompt verkündet, jeden Preis mitgehen und die Förderquoten deutlich erweitern zu wollen.

OPEC scheitert mit Plan zur Drosselung der Förderquoten

Als Hauptakteur in der OPEC versuchte Saudi-Arabien, seinen Einfluss in diesem Rahmen geltend und eine Drosselung der Förderquoten verbindlich zu machen – was kläglich gescheitert ist. Die auf die Ölexporte angewiesenen Mitgliedsstaaten befinden sich bereits in einem fatalen Kreislauf. Die wegen des Preisverfalls geschrumpften Gewinne reißen Riesenlöcher in die Budgets, die sich nur mit einer Erhöhung der Exporte einigermaßen auffangen lassen. Je mehr sie allerdings fördern und exportieren, desto größer wird das Angebot – und das bei einer stagnierenden Nachfrage. Die Folge ist klar: der Preis sinkt weiter.

Terroranschläge und Waldbrände lassen Angebot schrumpfen

Erst als unvorhergesehene Produktionsausfälle die Angebotsseite in Schieflage brachten, konnte der Ölpreis wieder etwas Boden gut machen. Vor allem Nigeria, dessen Ölförderung durch Terroranschläge um mindestens 500.000 Barrel pro Tag und damit rund 30 Prozent zurückging, aber auch Kanada, das bedingt durch die Waldbrände rund 1 Million Barrel pro Tag weniger förderte, sind hier zu nennen. Selbst die USA verzeichnete mehr als 900.000 Barrel pro Tag weniger, die Fracking-Industrie hatte zwischenzeitlich einige nicht mehr rentable Bohrlöcher geschlossen.

Überangebot hält Ölpreis insgesamt niedrig

Trotzdem existiert ein globales Überangebot, welches sich durch die vorübergehende Reduzierung der Förderung nur langsam abbaut. Kanada hat sich zwischenzeitlich zurückgemeldet, und die OPEC sieht nach wie vor keinen Grund, die eigenen Förderquoten in irgendeiner Weise fixieren oder gar herunterfahren zu wollen. Im Gegenzug hat Saudi-Arabien einen Staatsfonds von zwei Billionen US-Dollar aufgelegt, um das Land aus der Abhängigkeit vom schwarzen Gold zu befreien und wirtschaftlich neu auszurichten. Russland konnte sich zur Nummer Eins der Ölexporteure aufschwingen, vor allem die Beziehungen im asiatischen Raum dürften dazu beigetragen haben. Ein Problem bleibt allerdings. Die Nachfrage aus der Wirtschaft ist weiterhin relativ schwach, es fehlen die wichtigen Impulse aus einem Aufschwung.

Brexit-Angst betimmt das Börsengeschehen

Vor diesem Hintergrund bilden die Heizölpreise die Entwicklung am Ölmarkt authentisch ab – und erhalten aktuell einen weiteren Dämpfer: den drohenden Brexit. Seit einigen Tagen sind die Märkte generell unter Druck, die ersten Umfragen lassen ein enges Ergebnis für das am 23. Juni angesetzte Referendum in Großbritannien vermuten. Allein die Möglichkeit, dass ein Mitgliedsstaat auf der Grundlage einer Volksabstimmung aus der Europäischen Union ausscheiden könnte, versetzte die Investoren zunächst in Schockstarre. Die Aktienmärkte korrigierten deutlich, die Ölpreise folgten. Die Folgen eines Brexit werden von den unterschiedlichsten Experten diskutiert, allerdings gibt es keinen Präzedenzfall, der eine eindeutige Prognose zuließe. Für die kommenden Tage bis zum Referendum wird daher erwartet, dass der Ölpreis sich auf einem Niveau um die 50 US-Dollar für das Barrel weiter seitwärts bewegt.

Psychologie und Märkte – ein fatales Zusammenspiel

Die symbolische Wirkung jedoch wäre ebenso fatal, wie das für die Finanzierung der Europäischen Union zutrifft. Großbritannien ist der zweitgrößte Nettozahler in der EU nach Deutschland. Darüber hinaus darf der Symbolcharakter eines Austritts nicht unterschätzt werden. Die Fragilität der Märkte zeigt sich immer wieder, wenn allein die Ankündigung eines Groß-Investors die Börsenkurse verrückt spielen lässt. Sollte nun der größte Wirtschaftsraum, nämlich die EU, einen weiteren Hinweis darauf liefern, dass es um die Einigkeit überhaupt nicht gut bestellt ist, dürften sich Investoren künftig zurückhalten – die Risiken wären kaum kalkulierbar.

Die Chancen für einen günstigen Heizölpreis stehen insgesamt gut

Alles blickt nun gespannt nach London: konnten sich die Ölpreise seit Anfang Mai wieder erholen, da die Produktionskapazität eingeschränkt war, wird sich ein eindeutiger Trend erst nach dem 23. Juni abzeichnen. Generell stehen die Chancen für einen günstigen Heizölpreis jedoch weiterhin gut, da das immense Überangebot an Öl und die schwache Nachfrage aus der Wirtschaft als Preisfaktoren überwiegen. Leichte Schwankungen sind zwar möglich, jedoch erwarten Experten nicht, dass sich Preiserhöhungen etablieren können. Ein Preiskorridor zwischen 48 Euro und 53 Euro pro Hundert Liter Heizöl EL scheint realistisch.

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