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Heizölpreis – wie teuer wird der Herbst 2016?

Grafik zu wie hoch werden Heizölpreise im Herbst 2016?

Zahlreiche Betreiber von Ölheizungen suchen vor den kälteren Herbst- und Wintermonaten den günstigsten Zeitpunkt für den Heizölkauf. Nach einem deutlichen Preisanstieg im August 2016 stellt sich die Frage, ob die Ölvorräte jetzt zeitnah aufgefüllt werden sollten, oder ob es nicht vorteilhafter wäre, auf einen Rückgang der Notierungen zu warten.

Aktuelle Entwicklung der Heizölpreise

Die Heizölpreise folgen weitgehend der Entwicklung der Rohölnotierungen. Dabei kommt der US-amerikanischen Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) und der leichten Nordsee-Sorte Brent eine Leitfunktion zu. Das Rohöl Brent notiert zu ähnlichen Kursen wie das WTI-Öl (mit Preisaufschlägen von in der Regel höchstens 5 Prozent). So kostete ein Barrel Brent Nordseeöl am 25. August 2016 ungefähr 49,20 USD, während das US-Rohöl WTI bei 46,90 US-Dollar notierte. (Die US-amerikanische Maßeinheit Barrel umfasst 158,987 Liter). Die Preise sowohl für Brent-Öl als auch für WTI lagen 2014 noch über 100 US-Dollar je Barrel. Nach einem nachhaltigen Kursrückgang erreichte der Rohölpreis am 20. Januar 2016 bei 26,55 US-Dollar (WTI) bzw. 27,73 US-Dollar (Brent) seinen vorläufigen Tiefpunkt.

Bis Anfang Juni 2016 führten Produktionsausfälle in Kanada (Waldbrände in der Ölprovinz Alberta), Libyen (politische Unsicherheit und Anschläge des IS) und Nigeria (Sabotage-Aktionen) zu einem deutlichen Preisanstieg auf 51,53 US-Dollar (WTI) bzw. 52,72 US-Dollar (Brent). Hohe Welt-Lagerbestände und eine Ausweitung der Ölproduktion einiger Golf-Staaten lösten anschließend einen bis Anfang August andauernden Preisrückgang aus. Im August 2016 kam es jedoch zu einem deutlichen Anstieg der Rohölpreise von 39,72 US-Dollar (WTI am 02.08.2016; Brent: 41,97 US-Dollar) auf 48,57 US-Dollar (WTI am 20.08.2016; Brent: 50,88 USD). In den Folgetagen gingen die Notierungen wieder leicht bis auf 47 US-Dollar (WTI) bzw. 49 US-Dollar (Brent) zurück.

Welche Faktoren beeinflussen derzeit den Rohölpreis?

Der Rohölpreis hängt von unterschiedlichsten Einflussfaktoren ab, die sich gegenseitig verstärken, aber auch gegenläufig wirken können. Neben realen ökonomischen Größen spielen vor allem auch Erwartungen über die künftige Wirtschaftsentwicklung und die Psychologie der Marktteilnehmer eine große Rolle bei der Preisbildung. Eine sichere Prognose des Rohöl- und damit des Heizölpreises ist aufgrund der Vielzahl der Einflussfaktoren kaum möglich.

  • Grundsätzlich bestimmen Angebot und Nachfrage nach Rohöl die Preistendenz an den Weltmärkten. Bei Erwartung einer positiven Wirtschaftsentwicklung steigen die Rohölpreise aufgrund des erwarteten Mehrbedarfs an Rohstoffen tendenziell an. Eine schwächere Wirtschaftsentwicklung oder aufkommende Konjunkturrisiken führen hingegen zu einem Preisrückgang.
  • Vor einem herannahenden Winter decken sich zahlreiche Ölverbraucher bereits in den Herbstmonaten mit Heizöl ein. Dieser saisonale Nachfrage-Anstieg kann einen Preisanstieg bewirken.
  • Ein deutlicher Rückgang der Lagerbestände wird als Signal für eine hohe Nachfrage nach Rohöl oder Rohöl-Produkten bzw. als positives Konjunktur-Signal gewertet. Ein Ansteigen der Lagerbestände korrespondiert hingegen mit fallenden Notierungen.
  • Sorgen um die weltweite Ölversorgung führen regelmäßig zu einem Anstieg der Ölpreise. Beispielsweise können geopolitische Krisen die Förderung beeinträchtigen oder den weltweiten Transport von Rohöl in importierende Staaten zumindest stören.
  • Eine drohende Unterversorgung mit Rohöl z.B. aufgrund des Ausfalls von Raffinerie-Kapazitäten oder ausgeprägter Kälteperioden wirkt preissteigernd. Nicht zuletzt werden die Rohölnotierungen auch von spekulativen Käufen und Verkäufen insbesondere von großen institutionellen Investoren beeinflusst.
  • Eine Besonderheit hinsichtlich der Heizöl-Preisentwicklung macht sich für Verbraucher im Euro-Raum bemerkbar. Da Rohöl auf den Weltmärkten in US-Dollar gehandelt wird, wirken sich Wechselkurs-Veränderungen zwischen US-Dollar und Euro auf die Euro-Preise von Heizöl aus. Wechselkurs-Schwankungen entstehen aufgrund unterschiedlicher Konjunktur- und Zinsentwicklungen z.B. im Euro- und im US-Dollar-Wirtschaftsraum, aber auch durch Währungs-Spekulationen.

Wie könnten sich die Heizölpreise im Herbst 2016 entwickeln?

Der Heizölpreis befindet sich aktuell in einer Phase der Unsicherheit. Sie werden von gegenläufigen Faktoren beeinflusst. Nach dem Anstieg im bisherigen Jahresverlauf 2016 vermuten viele Ökonomen, dass sie zumindest mittel- und langfristig wieder fallen werden. Dafür sprechen die tendenziell schwache Entwicklung der Weltkonjunktur (insbesondere auch in wichtigen Schwellenländern wie China und Brasilien), die hohen Lagerbestände sowie die großen Produktionsmengen etlicher ölexportierender Länder. Während einige Ölproduzenten bereits die ihnen derzeit technisch maximal möglichen Fördermöglichkeiten ausschöpfen, beabsichtigen andere Länder (z.B. Iran) eine Ausweitung der Ölproduktion. Der langfristige Rückgang der Rohöl-Notierungen hat bei einigen Förderländern zu erheblichen Haushaltsproblemen geführt. Einige Staaten versuchen, unter Inkaufnahme niedriger Verkaufspreise die entstandenen Defizite durch eine hohe Produktion zu reduzieren, und damit gleichzeitig Wettbewerber aus dem Markt zu verdrängen.

  • Dem traditionell bedeutenden Exportland Iran ist die Ölausfuhr seit Januar 2016 nunmehr wieder erlaubt, nachdem die gegen den Iran wegen dessen Atompolitik verhängten Sanktionen im Januar 2016 zu großen Teilen aufgehoben wurden. Die zusätzlich auf den Weltmarkt fließenden iranischen Rohöl-Mengen sind geeignet, vorhandenen Preisdruck auf das Öl zu verstärken.
  • Saudi-Arabien teilte mit, dass für August 2016 eine Steigerung seiner Ölförderung auf einen Rekordwert von 10,8 bis 10,9 Millionen Barrel am Tag möglich sei. Hintergrund sind Bemühungen Saudi-Arabiens, den „Erzfeind“ Iran im Kampf um die Vormachtstellung im Nahen und Mittleren Osten vom Rohöl-Markt so weit wie möglich fernzuhalten.
  • Das in einer Rezession befindliche Russland leidet stark unter der rückläufigen Preisentwicklung und hatte daher seine Öl-Produktion in den letzten Jahren bis zur Grenze des technisch Machbaren ausgeweitet. Nach einer Förderung von 527 bzw. 534 Millionen Tonnen Rohöl (in 2014 bzw. 2015) wird für 2016 nur mit einer leichten Produktionsausweitung auf etwa 540 Millionen Tonnen gerechnet. Um eine Ölförderung von zehn bis elf Millionen Barrel täglich aufrechtzuerhalten, reaktiviert die russische Ölindustrie sogar solche Ölfelder, die zu Zeiten der Sowjetunion erschlossen und später stillgelegt wurden.
  • Venezuela, das vor dem Staatsbankrott steht, trifft der bereits längere Zeit andauernde Ölpreisrückgang besonders hart. Um den venezolanischen Staatshaushalt auszugleichen, wäre ein (derzeit völlig unrealistischer) Ölpreis von 120 US-Dollar je Barrel erforderlich. Einer Quadratur des Kreises gleicht das Bemühen des südamerikanischen Staates, sowohl eine maximale Ölförderung als auch höchstmögliche Preise zu erzielen.

Förderquoten könnten zur Verteuerungen führen

Der Ölpreisanstieg im August 2016 ist auf Spekulationen über eine Deckelung der weltweiten Förderung zurückzuführen. Schon seit längerem bemühen sich einige Ölförderländer um eine Fördermengen-Begrenzung, um den mittel- und langfristigen Preisverfall zu stoppen. Dazu wurde auf Antrag der OPEC-Mitglieder Venezuela, Ecuador und Kuwait für den 26. September 2016 eine OPEC-Konferenz nach Algerien einberufen. Ziel der Konferenz ist die Stabilisierung des Preises durch Festlegung von Förderobergrenzen. An der September-Konferenz in Algerien wollen auch die Öl-Förderländer Mexiko, Russland und Kasachstan teilnehmen, welche nicht der OPEC angehören.

Der OPEC (Organisation erdölexportierender Länder, Organization of the Petroleum Exporting Countries) gehören 14 Förderstaaten aus dem Nahen Osten, Afrika, Südamerika und Asien an. Zu den wichtigsten Mitgliedern gehören Saudi-Arabien, Kuwait, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und Venezuela. Gemeinsam repräsentieren die Mitgliedsstaaten etwa 30 Prozent der weltweiten Rohölproduktion. Bedeutende Ölproduzenten wie Russland und die USA gehören der OPEC jedoch nicht an.

Einigung der Ölproduzenten auf Fördermengen ist derzeit fraglich

Allerdings besteht hinsichtlich der Festlegung von Obergrenzen für die Ölförderung keine einheitliche Position der Staaten, deren politische und ökonomische Interessen teilweise weit auseinandergehen.

  • Das führende OPEC-Mitglied Saudi-Arabien hat in diesem Sinn bereits die Erwartungen an das Treffen gedämpft. Der saudische Ölminister Khalid Al-Falih erklärte am 26. August 2016, ein starker Eingriff in den Ölmarkt sei ausgeschlossen. Daraufhin fielen die Notierungen bereits leicht. Saudi-Arabien ist derzeit an niedrigen Ölpreisen interessiert, um seinem regionalen Gegenspieler Iran nach der Sanktions-Aufhebung eine Rückkehr auf den Weltmarkt zu erschweren.
  • Der iranische Minister Bidschan Namdar Sanganeh erklärte hingegen am gleichen Tag, sein Land werde sich an Maßnahmen zur Stützung der Ölpreise beteiligen. Unter Teilnahme des Ölministers Irans wird der Iran hochkarätig vertreten sein. Die Teilnahmezusage des Ministers führte umgehend zu einem Preisaufschlag an den Rohölmärkten. Anfang 2016 war ein OPEC-Treffen noch am Widerstand des Iran gegen Fördergrenzen gescheitert.

Fazit: die Preisentwicklung im Herbst hängt maßgeblich von OPEC-Konferenz Ende September ab.

Fördermengen für weitere Entwicklung entscheidend

Die Ölpreisentwicklung hängt bis in den Herbst hinein wohl auch davon ab, ob sich die Produzenten auf eine Mengenbegrenzung ihrer Ölförderung, womöglich sogar auf eine Reduzierung einigen können. Sollten die Markterwartungen an die Vereinbarung einer Deckelung der Förderquoten nicht erfüllt werden, so erscheint ein deutlicher Preisrückgang für Rohöl und Heizöl möglich. Die in den Herbstmonaten aus saisonalen Gründen stärkere Nachfrage nach Heizöl dürfte im Falle eines Scheiterns der Algerien-Konferenz einen vergleichsweise geringen stabilisierenden Einfluss auf die Rohölpreise ausüben.

Unser Tipp für Verbraucher

Wer jedes Risiko ausschließen möchte, kann sein Heizöl selbst nach dem deutlichen Preisanstieg vom August derzeit zu vergleichsweise günstigen Konditionen bestellen. Sollte die OPEC jedoch Ende September keinen Beschluss über Förderkontingente fassen, können Verbraucher ihr Öl in den Folgewochen vermutlich günstiger erwerben. Immer sinnvoll: ein Preisvergleich verschiedener Händler.

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